Unser Fluss - die Leine

Die Leine ist ein wichtiger Teil Göttingens. Leider ist sie während der Erweiterung der Stadt in den letzten 100 Jahren stark eingeschnürt worden, sodass der natürliche Flusslauf mit seiner Auenlandschaft weitgehend verschwunden ist. Durch die Verkleinerung der Aue entstanden Hochwasserprobleme, deren Behebung Anfang der 2000er Jahre wieder auf die Agenda der Stadt kam. Im Rahmen der Diskussion um Hochwasserschutzmaßnahmen entstand, auch auf Betreiben des BUND, erstmals ein naturnahes Konzept. Der BUND engagiert sich seit über 10 Jahren für eine naturnahe Gestaltung der Leine. Darüber hinaus haben wir mit der mehrfachen Organisation des „Leinebadetages“ in diesem Sinne Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Künftig werden wir auch Exkursionen zum Thema anbieten. 

Seit fast zehn Jahren engagiert sich der BUND für eine naturnahe Gestaltung der Leine und ihrer Auen. Anlass dazu waren Hochwasserschutzmaßnahmen, die u.a. von Anliegern eingefordert wurden. 2005 und 2007 gab es zwei Anläufe, die zunächst rein technische Maßnahmen vorsahen, wie weiteres Ausbaggern des Flussbettes, Erhöhung des Dammes auf 2,4 km Länge auf der Ostseite und Errichtung einer Hochwasserschutzmauer auf 500 m Länge. Zweimal protestierten BUND, der Anglerverein und viele Göttinger Bürger u.a. aus dem Grund, dass die Maßnahmen gegen die jetzt geltenden europäischen Wasserrahmenrichtlinien verstoßen. Diese beinhalten ein Verschlechterungsverbot für Fließgewässer.

Schließlich entschied die Stadt, zumindest teilweise ein neues Konzept auszuprobieren und die vom Gesetzgeber geforderten Ausgleichsmaßnahmen direkt vor Ort durchzuführen, nämlich die Leine im Stadtgebiet naturnäher zu gestalten. 2010 und 2011 wurde der Abschnitt zwischen der Brücke Godehardstraße im Norden und der Eisenbahnbrücke im Süden in zwei Phasen umgestaltet. Dort wurde die Leine aus ihrem kanalartigen Bett entlassen, Röhricht wurde angepflanzt und Kiesschüttungen eingebracht. Das Wasser kann nun breiter und vielfältiger fließen, kleine Inseln und neue Überschwemmungsräume entstehen und bietet so mehr unterschiedliche Lebensräume für Tiere und Pflanzen.

Die Leine ist mittlerweile nur noch mäßig belastet (Güteklasse II) und bietet Lebensraum für viele Fische (Neunauge, Groppe), Kleinstlebewesen und Pflanzen. Die Wasserqualität ist so gut, dass der BUND den Leinebadetag seit 2008 immer wieder bedenkenlos durchführen konnte. Zwar sieht der BUND, die erfolgte Erhöhung des Dammes auf der Böschungskrone um 40 cm sowie die Pflanzung einiger hochstämmiger, nicht dem Lebensraum angepasster Bäume in der Aue, die aus Gründen des Hochwasserschutzes auch noch regelmäßig bis auf drei Meter Höhe entastet werden, nach wie vor kritisch, doch hat sich das Flussbett unübersehbar positiv entwickelt. Im 2010 renaturierten Abschnitt haben sich sogar schon von alleine Erlen angesiedelt. Der Plan der Stadt sieht allerdings vor, die Auen alle zwei Jahre zu mähen, um das Abfließen des eventuellen Hochwassers nicht zu behindern.
Nach wie vor muss jedoch über integrierten Hochwasserschutz nachgedacht werden, besonders über die Schaffung von naturnahen Rückhalteräumen. Unseren Flüssen hat man zwei Drittel ihrer Überschwemmungsgebiete genommen und ihre Fließgeschwindigkeit durch Kanalisierung erhöht. Der beste Schutz ist, ihnen wieder mehr Platz zu geben, am besten vor der Stadt. Doch dort ist die Bodenversiegelung deutlich vorangeschritten, wie z.B. auch durch die Umgehungsstraße in Rosdorf. Des weiteren wäre es wünschenswert, wenn einer breiteren Öffentlichkeit verständlich gemacht werden könnte, dass Hochwässer weder hundertprozentig berechenbar, noch beherrschbar sind. Lange glaubten die Planer, dass man nur die richtigen Berechnungen anstellen müsste, dann könne man den Verlauf der künftigen Ereignisse steuern. Noch während der Planung und der Durchführung ändern sich jedoch ständig die Bedingungen, also muss beides in einem ständigen Prozess stattfinden, der Vorsorge und Nachhaltigkeit in diesem Sinne gut miteinander vereinbart

Derzeit plant die Stadt keine Erweiterung der Leine-“Renaturierung“. Der BUND arbeitet darauf hin, dass an den umgestalteten Abschnitten der Leine Informationstafeln aufgestellt werden. Außerdem planen wir Fahrradexkursionen zum Thema Leine und Leine-Renaturierung.

Nicht ausgebaggert - aber doch ausgebaut

Kommentar von Ralph Mederake zu den Ausbauvorhaben an der Leine von (Datum)

Download des Kommentars als pdf (55 KB)