Eschentriebsterben in Göttingen
In Göttingens Baumkataster sind ca. 1.600 Eschen gelistet. Hiervon leiden eine Vielzahl an dem sogenannten Eschentriebsterben (Infos der FWA). Der Bartholomäus Friedhof mit seinem Bestand an alten Eschen ist hiervon besonders betroffen. Etliche der dort stehenden Gemeinen Eschen und der Trauereschen, die eine Spielart der Gemeinen Eschen darstellen, sind bereits sichtlich geschädigt. Einzelne Bäume sind aber nach momentaner Bestandsaufnahme auch noch schadfrei oder nur marginal erkrankt. Der Friedhof schien dem BUND und dem Fachbereich Stadtgrün deshalb ein guter Platz, um allgemein über das Phänomen zu informieren, das nicht nur in Göttingen, sondern in ganz Europa in unterschiedlichen Schüben das Bild der Grünanlagen und der Wälder verändert.
Die Eschen sterben, wenn sie gar nicht resistent sind, in einer kurzen Frist von 3 bis 5 Jahren ab. Andere Bäume wehren sich länger gegen den Pilz mit dem Fachnamen Hymenoscyphus fraxineus. Wie groß der resistente Anteil ist, kann bislang noch nicht seriös beziffert werden, doch zeigt die Erfahrung in Ostmitteleuropa, dass die Eschen nicht aussterben werden. Leider sind junge Austriebe, Jungbäume und ausgewachsene Eschen in gleicher Weise anfällig. Einige sehr alte Bäume scheinen zumindest im Moment noch besser gerüstet zu sein, andere zeigen aber auch bereits Spuren der Krankheit. Wie sich ihr Zustand entwickelt, bleibt abzuwarten.
Bei den Bäumen, die schon fast kahl sind, wird sich niemand über die Fällung wundern. Im Bereich der Stadt müssen aber leider auch Bäume gefällt werden, die eigentlich von ferne noch ganz gut aussehen. Ihre toten Äste sind stark bruchgefährdet und brauchen meist nur einen kleinen Windzug, um Personen in ihrem Umfeld unter Umständen schwer zu verletzten. Da muss die Stadt Vorsorge treffen. Auch Bäume, die als Reaktion auf die trockenen Altäste oder auch auf professionellen Schnitt mit überbordenden Neuaustrieb reagieren, bereiten nach Auskunft von Henning Schwarze, der als Verantwortlicher im Städtischen Bauhof und offiziell zugelassener Baumgutachter in engem Kontakt mit der aktuellen Forschung zum Eschentriebsterben steht, große Sorgen. Das Gerüst der Bäume ist auf derartige Notzuwächse gar nicht vorbereitet und so brechen große Äste spontan und unvorhersehbar unter der Last zusammen. Für den Friedhof wurde die Entscheidung gefällt, dass nur die kranken Bäume an den Wegen, nicht aber mäßig erkrankte Exemplare im Mittelbereich herausgenommen werden. In ausgewählten Fällen lässt sich eine sorgsame Begleitung mit kurzen Kontrollintervallen und intensiver Baumpflege eines erkrankten Baumes rechtfertigen. Hier kommen auf die Stadt aber pro Baum nicht wenige Mannstunden und erhebliche Kosten zu, die der Fachbereich Stadtgrün in der Regel lieber in gesunde Jungbäume anderer Baumarten und deren Pflege investieren möchte. Diese sorgsam getroffene Entscheidung scheint nachvollziehbar.
Das Bemühen, resistente Bäume zu bewahren, ist in Göttingen im Bereich der Grünflächen stark ausgeprägt. Privaten Besitzern von Eschen im Stadtgebiet kann das ein Vorbild sein, sofern ihre Bäume nicht der Verkehrssicherungspflicht unterliegen. Das Abwarten ist mit der Hoffnung verbunden, dass die Erneuerung des Bestandes mit dauerhaft gegen den Pilz standhaften Exemplaren gewissermaßen von selbst erfolgt. Eschen gehören schließlich zu den in unseren Breiten sehr stark aussamenden Bäumen.